„Künftig werden digitale und analoge Lern- und Arbeitsinfrastrukturen gleich wichtig sein.“
Dr. Manja Schüle Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg

Mein Weg in die Politik wurde durch den Fall der Berliner Mauer befeuert. Bereits vorher politisch interessiert, habe ich die Wendezeit als großen, demokratischen Aufbruch erlebt – aber für viele Menschen war es auch ein sozialer oder ökonomischer Zusammenbruch. Ich wollte nicht nur zuschauen, sondern mich in der Sache engagieren. Also habe ich meine Leidenschaft zum Studium gemacht und Politikwissenschaft studiert. Seit 1998 bin ich in der SPD, zuvor war ich bei den Jusos. Mein Weg führte mich dann über Referententätigkeiten bis zur Büroleitung für den damaligen Minister Günter Baaske. Außerdem war ich Potsdamer Stadtverordnete und später Bundestagsabgeordnete. Klar ist: Den einen, exemplarischen Weg in die Politik gibt es nicht. Aber Leidenschaft für die Politik braucht es auf jeden Fall.

Unsere Hochschulen waren bereits vor Corona auf einem erfolgreichen Weg ins digitale Zeitalter. Pandemie und notwendige Umstellung auf digitales Lernen, Lehren und Forschen haben diesen Prozess massiv beschleunigt. Die herausragende Bedeutung schlägt sich in unseren aktuellen Hochschulverträgen nieder, in die ein eigener Abschnitt zur Digitalisierung aufgenommen wurde. Für die Umstellung auf Online-Lehre im Rahmen der Corona-Pandemie haben wir den Hochschulen darüber hinaus mehr als 13 Millionen Euro zusätzlich bereitgestellt – ein starker Schub für die Digitalisierung. Aber wir haben auch festgestellt, dass bei so vielen angestoßenen und laufenden Digitalisierungsprojekten ein wenig die Gesamtübersicht und eine klare Linie fehlten – jede Hochschule war digital in gewisser Weise allein unterwegs. So entstand die Idee für ein Strategiepapier von Land und Hochschulen, das die großen gemeinsamen Digitalisierungsthemen aufzeigt und auf dessen Grundlage die Hochschulen zusammenarbeiten und vorangehen wollen. Denn für alle stellen sich die gleichen aktuellen Fragen, für die wir gemeinsam Antworten finden wollen.

„Pandemie und die notwendige Umstellung auf digitales Lernen, Lehren und Forschen haben den Digitalisierungsprozess massiv beschleunigt.“

Unsere Zusammenarbeit mit dem ZDT ist sehr konstruktiv und vertrauensvoll. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die Hochschulen dem Ministerium in ZDT-Gremien, wie dem Steuerungsrat und dem Rat der IT-Beauftragten, Gaststatus einräumen. Darüber hinaus tauscht sich unser Haus eng mit der ZDT-Geschäftsstelle aus. Das erleichtert Abstimmungsprozesse und das gemeinsame Vorgehen bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten. Die Aufgaben sind klar verteilt: Die Hochschulen schlagen gemeinsame Digitalisierungsprojekte vor, mein Haus prüft und fördert durch entsprechende Finanzierung.

Neben den Herausforderungen gibt es viel Grund zur Freude. Das 2019 gegründete ZDT ist ja noch eine sehr junge Einrichtung. Das anspruchsvolle Ziel lautete, eine Governance-Struktur zu etablieren, die effektiv ist und für alle Beteiligten passt. Ab diesem Jahr bearbeitet das ZDT alle Digitalisierungsthemen in Forschung, Lehre und Verwaltung. Ich freue mich sehr, dass alle brandenburgischen Hochschulen, die früher oft allein für sich kämpfen mussten, nun am ZDT Hand in Hand miteinander wirken. Ich bin überzeugt: Gemeinsam können wir mehr erreichen.

„Ich bin überzeugt: Gemeinsam können wir mehr erreichen.“

Die digitale Transformation bringt uns neue Herausforderungen. Denn Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Wir setzen sie ein, um vieles in unserem Leben zu erleichtern und zu vereinfachen. An den Hochschulen wollen wir mit der digitalen Transformation dazu beitragen, das Lernen, Lehren, Forschen und Arbeiten zu verbessern. In unserer Agenda weisen wir aber auch darauf hin, dass die digitale Welt die analoge nicht ersetzen darf und wird. So wie ein Bild mehr als 1.000 Worte sagt, bedeutet der persönliche Austausch mehr als 1.000 Bits und Bytes. Künftig werden digitale und analoge Lern- und Arbeitsinfrastrukturen gleich wichtig sein und sich gegenseitig bereichern. Die Herausforderung für unsere Hochschulen besteht darin, einen Lehr­ und Forschungsbetrieb zu schaffen, der das Beste aus beiden Welten vereint.

Eins ist klar: Unsere Hochschulen sind zentrale Akteure der Digitalisierung im Land Brandenburg. Ihnen kommt eine wichtige Doppelfunktion für die Gesellschaft zu: Als Bildungs-­ und Forschungseinrichtungen sind sie einerseits dafür verantwortlich, akademische Fachkräfte für eine zunehmend digitalisierte Welt auszubilden, und andererseits dafür, das Potenzial der Digitalisierung für international anschlussfähige Forschungs­- und Innovationsaktivitäten zu nutzen. Auch hier zeigt sich einmal mehr eindrücklich: In unseren Wissenschaftseinrichtungen wird Zukunft gestaltet.

Foto: Karoline Wolf

Verantwortlich für diese Seite: Katrin Otte