6. Juni 2025 | Team OA Brandenburg
OA-Takeaways: Open Access in der Volkswirtschaftslehre
Im April erschien an der Universität Hamburg eine sehr interessante Untersuchung und Dissertation zu Open Access im Wissenschaftsfeld der Volkswirtschaftslehre. Kristin Biesenbender wertete aus, wie sich das Publikationsverhalten der in diesem Feld Publizierenden vor dem Hintergrund einerseits von Open Access und andererseits von wissenschaftlichen Rankings verändert.
Sie differenziert dabei die zentrale Publikationsformate, hauptsächlich Journal-Articles und Working Papers, die Karrierestufen, institutionelle Einflüsse insbesondere im Spannungsverhältnis zwischen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie Publikationsparadigmen im Fach.
Die Lektüre der gesamten Arbeit ist ausdrücklich empfohlen. An dieser Stelle sollen nur acht aus unserer Sicht besonders interessante Takeaways notiert werden.
- Journal Articles und Working Papers sind die zentralen Publikationsformen in der Volkswirtschaftslehre. Working Papers ersetzen zunehmend auch Sammelbandbeiträge.
- Die Reputationsmechanismen in der deutschen Volkswirtschaftslehre erweisen sich als sehr stabil. Hochrangige internationale Journals stehen für die höchste Reputation, Das Publizieren in diesen Journals gilt als für Karrierechancen zentral. Ein erfolgreicher beruflicher Aufstieg scheint nahezu nur über diesen Weg möglich. Begleitet wird dies vom Trend zur kumulativen Dissertation.
- Open Access lässt sich nachweisen, spielt aber individuell eine nachgeordnete Rolle. Eine Ursache ist, dass Open-Access-Journals in der Volkswirtschaftslehre in den Rankings (Journal Impact Factor) nachgeordnet sind. Zugleich ist die Rolle der Journals als Zertifizierungsorte der Forschung wichtiger als Sichtbarmachung und Reichweite. Diese Aspekte werden oft über Working Papers abgesichert.
- Ein besonderer und traditionsreicher Publikationstyp des Faches sind die nicht an Verlage gebundenen Working Papers. Sie erfüllen dahingehend in etwa die Rolle, die in anderen Disziplinen die Preprints übernehmen: eine frühzeitige Zirkulation und damit auch Diskussion von Forschungsergebnissen. Working Papers werden in der Community zitiert und bedienen den Wunsch der Publizierenden, ihre Forschung schnell und weithin sichtbar zu machen. Sie unterscheiden sich dahingehend von Preprints, dass sie Ergebnisse sehr ausführlich und auch umfassender als in Journal-Artikeln präsentieren. De facto erscheinen Working Papers meist Open Access, zum Beispiel Repositorien. Die Verfügbarkeit der Inhalte scheint den Druck auf das Open-Access-Publizieren von Zeitschriftenartikeln zu verringern.
- Die Nutzung von Open Access wird hauptsächlich durch externe Entwicklungen (Förderervorgaben, Transformationsverträge) angeregt.
- Die für die Volkswirtschaftslehre relevanten Journals sowie die Rolle der Herausgabe solcher Zeitschriften wird ohne große Einschränkung bei kommerziellen Verlagen gesehen.
- Die Entwicklung in Richtung Open Science über Open Access hinaus scheint im analysierten Bereich der Volkswirtschaftslehre noch keine größere Rolle zu spielen.
Biesenbender, Kristin: Unverändert und doch anders? Das Publikationsverhalten in der Volkswirtschaftslehre im Kontext von Open Access und Rankings. Hamburg: Universität Hamburg, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. April 2025. urn:nbn:de:gbv:18-ediss-128180
Team OA Brandenburg