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11. November 2024 | Ben Kaden

Open Access Basics: Warum CC-BY besser als eine CC-Non-Commercial-Lizenz ist.

In nahezu all unseren Open-Access-Vermittlungsveranstaltungen für Publizierende kommt die Diskussion früher oder später auf die Frage, welche der sechs Hauptvarianten der Creative-Commons-Lizenzen wir eigentlich empfehlen. Wir argumentieren dann für fast alle Szenarien für eine Verwendung der CC-BY-Lizenz, die unter der Bedingung der Namensnennung der Autor*innen eine unbegrenzte Nachnutzung ermöglicht.

Oft erscheint diese Wahl den Publizierenden zunächst kontraintuitiv und/oder ihren Interessen zu widersprechen. Sie möchten mit ihrer Wahl für Open Access gerade nicht kommerzielle Angebote fördern (CC-BY-NC). Sie möchten, dass ihre Arbeiten nicht verändert werden (CC-BY-ND). Sie möchten, wenn sie sich für Open Access entscheiden, dass auch alle, die ihre Werke nutzen, diese Praxis weiterführen (CC-BY-SA). 

Wenn man jedoch im Detail die Implikationen durchgeht, werden die damit verbundenen Schwierigkeiten deutlich. Entsprechend hilfreich ist es also für alle, die Open Access vermitteln, klare Hinweise zur Hand zu haben, warum CC-BY meistens doch die optimale Wahl ist.

Daher kommt eine Übersicht zum Thema, die das DEAL-Konsortium im Oktober 2024 unter dem Titel Unlocking the Full Potential of Your Research, choose CC BY! veröffentlichte, sehr gelegen. Zusammengestellt wurde sie von Till Kreutzer von irights.law

Die Aufstellung konzentriert sich auf den Non-Commercial-Vorbehalt (NC) und benennt vier Nachteile für dessen Verwendung:

  • Rechtliche Unsicherheit: Die Definition von „nicht-kommerziell“ ist nach deutschem Recht unklar, was zu erheblicher Rechtsunsicherheit führt.
  • Einschränkung erwünschter Nutzungen: NC-Lizenzen schließen viele wünschenswerte Nutzungen aus, wie z.B. die Verwendung in Kooperationsprojekten zwischen öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen.
  • Inkompatibilität mit Open-Access-Definitionen: NC-lizenziertes Material gilt per Definition nicht als „Open Access“, da es nicht „für jeden verantwortungsvollen Zweck“ (vgl. Berliner Erklärung, 2003) zur Verfügung steht.
  • Exklusive kommerzielle Rechte für Verlage: Eine NC-Lizenz kann eine spätere Verwertung beispielsweise eines Aufsatzes in einer wissenschaftlichen Verlagspublikationen unnötig begrenzen, da die Lizenz in Konflikt mit den Bedingungen des Verlags gerät. Zudem verlangen Verlage oft vor der Vergabe der Lizenz die Übertragung exklusiver Verwertungsrechte. Prinzipiell sind diese Ansprüche aber kaum in Einklang zu bringen.

    In der Praxis ist es teilweise so, dass sich ein Verlag per Vertrag die exklusiven kommerziellen Verwertungsrechte sichert und sich selbst somit de facto von der CC-Lizenz ausnimmt, Autor*innen zugleich aber die Vergabe einer ND-Lizenz vorschreibt, um jede weitere kommerzielle Verwertung auszuschließen.  

Vor diesem Hintergrund lässt sich für CC-BY also ganz allgemein als Vorteil ins Feld führen, dass es solche komplizierte Settings komplett umschifft und die Nutzungsmöglichkeiten transparenter kommuniziert.

Till Kreutzer differenziert diese Vorteile im benannten Text noch einmal weiter: 

  • Maximale Verbreitung und Wiederverwendung: CC-BY erlaubt es anderen, einen Inhalt – auch kommerziell – zu verteilen, zu remixen, anzupassen und darauf aufzubauen, solange die Urheber*innen genannt werden. Damit werden die potentielle Reichweite und der Einfluss der Forschung erheblich erhöht.
  • Rechtliche Klarheit: CC-BY formuliert eindeutige und unkomplizierte Bedingungen, was rechtliche Unsicherheiten reduziert und dadurch sicherstellt, dass die Arbeit reibungsfrei genutzt und geteilt werden kann.
  • Übereinstimmung mit Open-Access-Erklärungen: CC-BY steht im Einklang mit wichtigen Open-Access-Deklarationen wie der Berliner Erklärung und wird von vielen Forschungsförderern weltweit empfohlen.
  • Gleichberechtigte kommerzielle Nutzung: CC-BY erlaubt explizit auch eine kommerzielle Nutzung, dies jedoch für alle gleichermaßen. Dadurch wird verhindert, dass einzelne Akteure die Arbeit monopolisieren.

Das einfachste Argument ist vermutlich, dass sich sowohl publizierende als auch nachnutzende Person bei CC-BY nur darauf achten müssen, dass die Kette des Nachweises der Autor*innen erhalten bleibt. Die Entscheidung für CC-BY reduziert also angenehmerweise maßgeblich die Komplexität und erlaubt eine Fokussierung auf den eigentlichen Daseinszweck jeder wissenschaftlichen Publikation: den Inhalt.

Ben Kaden