Im Jahr 2024 hat der Publikationsfonds des Landes Brandenburg die Veröffentlichung von 17 Open-Access-Publikationen unterstützt, die von Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Fachbereichen stammen. Diese Titel repräsentieren eine breite Palette von Disziplinen und Fachbereichen und sind ein Zeugnis der vielfältigen Forschungslandschaft des Landes. In den kommenden Wochen werden wir Ihnen einige dieser Veröffentlichungen in unserem Blog näherbringen. In kurzen Interviews teilen die Autor*innen ihre Perspektiven zu ihren Werken und erläutern, warum sie sich für Open Access entschieden haben.
Den Anfang macht der Titel „New Perspectives in Interactional Linguistic Research“, der von Margret Selting und Dagmar Barth-Weingarten (Universität Potsdam) herausgegeben wurde. Hier gelangen Sie zur Open-Access-Version des Titels.
Worum geht es in Ihrer Publikation?
Die Originalaufsätze in diesem Sammelband illustrieren die jüngsten Trends und Forschungsperspektiven in der Interaktionalen Linguistik – IL. Das Forschungsprogramm wurde um das Jahr 2000 herum initiiert und international erfolgreich aufgenommen. Im letzten Jahrzehnt haben sich aber auch neue Perspektiven für die Forschung eröffnet.
IL befasst sich weiterhin mit der Beschreibung gesprochener Sprache in der sozialen Alltagsinteraktion und fokussiert dabei linguistische Ressourcen und Strukturen der verbalen und vokalen Interaktion in multimodalen face-to-face Settings. Neue Methoden und Forschungsfragen, die neue Technologien einbeziehen sowie die Datenbasis erweitern, öffnen IL aber auch für die Analyse sozialer Interaktion in institutionellen Kontexten wie Unterricht, Therapie, Gesundheitswesen und so weiter.
Warum haben Sie sich für Open Access entschieden?
Die Publikationskosten des Sammelbandes wurden zum größten Teil aus Mitteln des Publikationsfonds für Open-Access-Monografien des Landes Brandenburg gefördert. Open Access ermöglicht allen Forschenden und Studierenden den schnellen und freien Zugang zu neuester Literatur. Es stellt sicher, dass aktuelle Forschung von der Forschungsgemeinschaft, aber auch der interessierten Öffentlichkeit ohne Hürden zeitnah wahrgenommen, diskutiert und weiterentwickelt werden kann. So ist Open Access in unserem Fachgebiet eine immer häufigere Publikationsweise geworden, und herkömmlich publizierte und verbreitete Forschungsarbeiten bringen mittlerweile das Risiko mit sich, weniger beachtet zu werden. Open-Access-Publikationsmöglichkeiten sollten daher in Zukunft noch mehr beworben und Open-Access-Publikationen noch unkomplizierter und umfassender gefördert werden.
Was wünschen Sie sich für das wissenschaftliche Publikationswesen in der Zukunft?
Das wissenschaftliche Publikationswesen krankt daran, dass marktbestimmende Großverlage das Publizieren – insbesondere auch im Open Access – teuer machen. Gleichzeitig wirkt das publish-or-perish-Prinzip. Beides zusammen kann WissenschaftlerInnen – bewusst oder unbewusst – zu predatory publishers treiben. KI kann zudem dazu führen, dass vor allem längere Publikationen erwartbar immer weniger im Original gelesen werden. Daher sollten wir uns Gedanken machen, wie wir diesen Entwicklungen auch bei und vielleicht sogar mit Open-Access-Publikationen entgegenwirken können. Relevant können hier zum Beispiel sein: Erstellungskriterien und Bedeutung von Impact-Faktoren, Begutachtungswesen, Länge, Struktur und digitale Durchsuchbarkeit von Publikationen.
Margret Selting und Dagmar Barth-Weingarten. New Perspectives in Interactional Linguistic Research. John Benjamins Publishing Company, 2024. DOI: https://doi.org/10.1075/slsi.36 (Universität Potsdam)
Team OA Brandenburg