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10. Januar 2023 | Ben Kaden

OA-Takeway: Open Access und Kulturerbe.

Das Thema Open Culture ist aktuell zwar nicht ganz das Kerngeschäft der Vernetzungs- und Kompetenzstelle. Aber wir behalten es dennoch und gern zumindest am Rande im Blick. Denn die Öffnung von Kulturerbesammlungen und die Nutzbarmachung von digitalisierten Kulturobjekten zum Beispiel durch Museen ist bekanntlich Teil des Kulturwandels Richtung Openness. Das ist nicht nur für den Kulturgenuss und Remix-Praxen interessant, sondern selbstverständlich auch für die so genannte künstlerische Forschung sowie generell aus der Perspektive von offenen Kulturdaten als offene Forschungsmaterialien. Daher soll hier als Open-Access-Takeaway kurz der Hinweis darauf vermerkt werden, dass das Albertina Museum in Wien große Teile seiner Sammlungen digitalisiert über die Europeana bereitstellt. Damit übernimmt das Museum auch eine Vorbildrolle für andere Häuser. Im Blog von Europeana erläuterte Martina Pichler, Leiterin der Online-Sammlungen des Hauses, in einem Interview die Ideen hinter diesem Schritt. 

Gemälde von Carl Rahl: Löwenpaar (um 1838). Aus dem Bestand der Albertina Wien. Public Domain

„Cat content“ aus dem frei verfügbaren Bestand der Albertina: Ein Bildwerk von Carl Rahl d.Ä. namens „Löwenpaar“ (um 1838). Public Domain

Nutzbarmachung von Sammlungsobjekten

Ein Aspekt ist wenig überraschend der Anspruch des Museums, seine Sammlungen nicht nur zu verwalten, sondern, wie der Generaldirektor des Museums, Klaus Albrecht Schröder, zitiert wird, sichtbar, hörbar und lesbar („visible, audible, and legible“), also kurz: wahrnehmbar zu machen. Martina Pichel hebt dafür drei Nutzungskontexte heraus: kreativer Ausdruck, wissenschaftliche Auseinandersetzung und wirtschaftliche Verwertungsideen. 

Offenheit ist alternativlos

Interessant an der Motivation des Museums für die Verabschiedung einer Open-Access-Policy ist, dass die Entscheidung dafür nicht primär mit dem Anspruch neuer und messbarer Nutzungen erfolgt, sondern schlicht, weil zumindest nach dem Verständnis vor Ort die digitale Öffnung von Sammlungen für Forschung und Innovation Teil zeitgemäßer Museumsarbeit ist. Der Erfolg zeigt sich nicht in Metriken und anhand von Kennzahlen, sondern bereits dann, wenn das Angebot mit Freude wahrnehmen.

Wissenschaft und Lehre als Zielgruppe

Forschende und Studierende werden im Interview als eine wichtige Zielgruppe herausgehoben. Dabei sind die rechtlichen Fragen ein wichtiger Innovationspunkt: Bilder und damit Forschungsmaterialien werden dann, wenn sie wie bei der Albertina Public Domain sind, ohne aufwendige Rechteklärung unmittelbar nachnutzbar. Gleiches gilt natürlich für die Lehre. Public-Domain-Materialien sind sicher auch für Open Educational Resources eine ideale Vorlage.

Ein letzter Aspekt im Interview betrifft die Wikipedia als zentrale offene Community für die Sammlung, Bereitstellung und den Transfer von Wissen. Durch die Öffnung der Sammlungen für eine freie Nachnutzung lassen sich auch zahlreiche Einträge mit entsprechend relevanten und hochwertigen Bildmaterialien angereichern.

Fazit

Zum Aufwand, digitale Kulturerbesammlung offen und nachnutzbar bereit zu stellen, gab es im vorliegenden Interview keine Aussage. Aus eigener Erfahrung und dem Austausch mit Kultureinrichtungen des Landes Brandenburg wissen wir, dass es keineswegs trivial ist. Aber es gibt gute Gründe, es dennoch zu tun und das Interview fasst diese anschaulich zusammen: 

  • die Rolle der Museen für die Vermittlung von Kultur und als Orte sowohl des Wissenstransfers als auch der kreativen und innovativen Auseinandersetzung mit Kulturerbe wird dadurch zeitgemäß interpretiert,
  • Museen wirken nach Außen in die Gesellschaft, in Wissenschaft und Bildung und auch in die Wirtschaft, 
  • durch die Außenwirkung werden die Sammlungen, Bestände und Aktivitäten der jeweiligen Häuser erheblich sichtbarer, was wiederum auf die Einrichtungen selbst zurückwirkt. Sie gewinnen dadurch nicht nur Reichweite und Aufmerksamkeit, sondern legen mit Open Access auch eine Fundament für die Weiterentwicklung ihrer Aktivitäten, neue Formen der Sammlungsaktivitäten, Vernetzungen und Kooperationen. 

Quelle: McCarthy, Douglas: Vienna’s Albertina Museum goes open access. [Interview mit Martina Pichler] In: europeana pro. 13.12.2022

 

Ben Kaden